Der Philosoph
Erwähnte ich an dieser Stelle bereits, dass ich Philosophie studiert habe? Das ist keineswegs ein brotloses Studium, wie Elsa Laska behauptet. Man lernt dort Fertigkeiten, die man in allen Lebenslagen gut gebrauchen kann:
- Sich kompliziert auszudrücken, wenn man nichts zu sagen hat.
- Zu erkennen, dass die Meisten, die sich kompliziert ausdrücken, nichts zu sagen haben.
- Den Inhalt einer einfachen Sache zu begreifen, die sehr kompliziert ausgedrückt wird.
- Zu verstehen, dass die meisten Dinge auf dieser Welt einfache Sachen sind, die nur zu kompliziert ausgedrückt werden.
- Diese Erkenntnis für sich zu behalten.

Unglaublich: 700.000 Stunden Batterielaufzeit. Fast unbegrenzte Speicherkapazität. 100% Hörgenuss in allen Lebenslagen. Absolut stoßfest und wasserabweisend. Leider ohne Selbstreinigungsautomatik. Auch einen power down sucht man vergeblich.
Wie immer hinke ich meiner Zeit ein wenig hinterher. Aber inzwischen ist auch bei mir der Trend zum Gadget angekommen. Man bringt seine Persönlich nicht mehr mit Worten, Kleidung oder Porsche zum Ausdruck, sondern durch den Kauf von mehr oder minder nützlichen technischen Spielereien. Deshalb will ich der Welt meine Gadgets (deutsch: Geräte) nicht länger vorenthalten:
Früher habe ich immer gedacht, Bibliophile sind Leute, die unanständige Sachen in Bibliotheken anstellen. Als Umschlag hat das Märzblatt (gerade muss ich an den gleichnamigen Hasen denken) aus einem Monet-Kalender herhalten müssen, den die Weihnachtsbrandung in unsere Wohnung gespült hat.
Eines nachts während ich noch schlief, überfiel mich ein Zug. Das mag seltsam, klingen, aber es ist war. Es handelte sich nicht um einen D-Zug oder einen Bummelzug, auch nicht um einen Bremszug, sondern um einen Zugwind. Er gelangte aus noch ungeklärter Ursache in unser Schlafzimmer und befiel meinen Nacken. Weshalb er nur meine Halswirbelsäule erwischt hatte und nicht die meiner Liebe, wird wohl für immer ungeklärt bleiben. Jedenfalls spürte ich bereits in der Nacht eine seltsame Spannung und am Morgen, schien der Hals ein wenig steif zu sein.
In der Folge dieser Ereignisse, bemerkte ich recht bald, dass mein Zustand noch einige andere Vorzüge bot, die vor allem das Familienleben erleichterten. Die von allen Mitgliedern meiner gesellschaftlichen Keimzelle gefürchtete Miesepetrigkeit, war mit einem Schlag verschwunden. Mein jüngster Sohn schien von meiner Schräghalsigkeit gleich so begeistert, dass er mir ständig glucksende Bekundungen seiner Freude entgegen warf. Sein Glück steigerte sich geradezu ins Frenetische, wenn ich bei einer unachtsamen Bewegung lustig das Gesicht verzog.
Als ich heute den Kühlschrank öffnete, überfiel mich jene nachweihnachtliche Katerstimmung, die sich unweigerlich jedes Jahr einstellt. Der Refrigator war trotz aller Anstrengungen an den Festtagen noch immer so voll, dass ich Mühe hatte auch nur ein frisch angebrochenes Glas mit Quittengelee unterzubringen (selbst gemacht versteht sich). Die Perlhühner hatten wir nach drei mäßig erfolgreichen Anläufen endlich vernichtete, auch der schwarze Trüffel war nahezu vollständig dezimiert. Aber es gab noch eine Lammkeule, deren das Haltbarkeitsdatum bereits drei Tage in der Vergangenheit lag, eine Pastete, die ich aus den Bratenresten angefertigt hatte, einen mittelgroßen Kürbis, ein Kilo ungarische Paprika, Auberginen und Zucchini sowie sieben Sorten Käse.
Es gibt Dinge, die ich zutiefst bewundere, weil sie mir völlig fremd sind. Dazu gehört ernsthafte Wissenschaft. Die Bodleian Library (das ist die Bibliothek von Oxford) hat einige hundert mittelalterliche Manuskripte faksimiliert und Seite für Seite digital ins Netz gestellt. Natürlich hoch aufgelöst.
Leider ist das Book of Kells nicht darunter, das ich sehr bewundere. (Es liegt unpassenderweise auch im Trinity College in Dublin) Aber es ist ein unvorstellbarer Schatz, für Illustrationen, Lehrer, Mediävisten und verhinderte Mediävisten, so wie mich. 