Eine kurze Geschichte meiner Welt in sehr kleinen Teilen.

Der Roman


Gott ist kein Zigarettenautomat Matthias Gerhards
Knaus Verlag 2013
ISBN: 978-3-8135-0550-4

Die Presse:
“eine beachtliche, stilsichere und höchst unterhaltsame Schelmen-, Underdog- und Coming-of-Age-Geschichte”
FAZ 10.12.13

"Bücher die der Verlag als witzig anpreist, sind es meistens nicht. Dieses schon."
Playboy Okt. 13

"ein herzergreifend poetisches Buch, ohne schnulzig zu sein... ein witziges Buch, ohne flach oder geschmacklos zu sein."
www.stagecat.de

"Ein beeindruckender, ergreifender, dichter Coming-of-Age Roman, der die 80er Jahre aufleben lässt..." Evangelisches Literaturportal Jan 2014

Die Worte des Maklers oder die Poesie der unsichtbaren Dinge

Die moderne Welt hat keine Verwendung mehr für Poesie. Der dichterische Ausdruck finden seinen Niederschlag nur noch in zwei Dingen: In der Werbung zwischen den Geschlechtern und in den Exposés der Immobilien Makler.

Denn die literarische Form eignet sich wie keine zweite Kunst dazu, die Welt aus der richtigen Perspektive zu beschreiben. Betritt man die Orte des Geschehens dann, kommt es in der Regel zu einem eigentümlichen Schrumpfungsprozess. Das Poetische wird auf sein Normalmaß zurechtgestutzt. Das ist besonders schmerzlich bei der Oberweite von Frauen und bei Häusern, in deren sprachliche Schönheit man sich bereits verliebt hat. Mit anderen Worten: Meine Liebe und ich haben wieder eine Runde im endlosen Kampf um ein besseres Dasein eingeläutet.

Die Wohnung, um die es dieses Mal ging, lag malerisch in einem alten Gehöft. Ein Fachwerkhaus. Es besaß so viele Quadratmeter, dass mir schon beim Anblick der Zahl schwindelig zu werden drohte. Zimmer waren reichlich vorhanden. Es gab ein angegliedertes Atelier und die Ausstattung klang äußerst luxuriös. Der Hof lag eingebettet in eine fruchtbare Landschaft und war von laubfeuchten Wäldern umgeben. Es war das Traumdomizil schlechthin. So jedenfalls drückte sich das Exposé aus.

Der Aufprall auf die Realität war dafür umso härter. Die Diskrepanz zwischen Wort und Welt war derart groß, dass ich zuerst dachte, ich hätte mich in der Adresse geirrt. Ein etwas peinlich berührter Verwalter führte uns durch zwei baufällige Garagen, die weder die beschriebene Anzahl von Räumen noch aufwiesen, noch in irgendeiner Weise als menschliche Behausung taugten.

Als ich nach ungefähr zehn Sekunden einwarf, dass dies hier doch unbewohnbar sei, lächelte er gequält und sagte: „Ich bin froh, dass Sie so ruhig bleiben. Die Meisten haben ganz anders reagiert.“ Für einen Moment dachte ich an die dreißigminütige Anfahrt mit zwei quengeligen Kindern, einer Babyschale, einem Kindersitz sowie einem Buggy, einigen Decken und ein paar Vorräten. Aber ich bin im Grunde meines Herzens ein friedlicher Mensch.

Etwas mitfühlend erkundigte ich mich nach dem Geisteszustand des Besitzers, der schließlich den Text formuliert hatte. Dabei erfuhr ich, dass der angebliche Verwalter, eigentlich nur der Mieter des einzigen bewohnbaren Hauses auf diesem Hof war. Der Vermieter lebe auf Ibiza und sei bereits seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Früher habe alles ganz anders ausgesehen. Sein Bruder verwalte die Objekte. Der Mann war also nicht verrückt, sondern nur ahnungslos.

Am nächsten Tag schrieb er uns eine Mail. Er erkundigte er sich, ob uns sein Objekt gefallen hätte. Aber bis jetzt haben wir es noch nicht geschafft eine adäquate Antwort zu formulieren.
Matthias Gerhards 11. Jan, 23:29 | 8 Kommentare - Kommentar verfassen
toxea - 12. Jan, 11:26

Diese künstlerische

Freiheit wird wahrscheinlich nur noch von den Autoren von Reisekatalogen erreicht, deren Kreativität ja wohl auch gern mal ein wenig ins Kraut schiesst....
antworten

Matthias Gerhards - 12. Jan, 20:50

Wohl war! Man kann sich das Heer der Texter in den Werbeagenturen vorstellen, die solche Machwerke verzapfen. Junge ausgebeutete Menschen, denen nichts besseres einfällt, als die Welt mit ihren Formulierungen zu quälen. Sozusagen als Rache an der Welt. Das ist moderne Lumpenproletariat der medialen Demokatie.
toxea - 13. Jan, 11:42

Harsche Worte,

für manchen kommt erst das Fressen und dann die Moral...
Matthias Gerhards - 13. Jan, 22:25

Na ja, ich habe früher quasi selbst dazu gehört. Zwar in einer Online Agentur, aber das ist mehr oder weniger das Gleiche. Was ich schreibe, ist also nicht immer ganz erst gemeint.
toxea - 14. Jan, 07:29

Gut, dass Sie

es erwähnen, der Subtext war mir völlig entgangen.
antworten

Matthias Gerhards - 14. Jan, 16:06

Ein alter Fehler von mir. Dinge zu sagen, die ich nicht ernst meine. Aber das nicht klar kenntlich zu machen. Irgendwie finde ich das unsportlich.
testsiegerin - 14. Jan, 22:25

Aber was sollte der Besitzer denn in Ihren Augen tun? Ich gehe davon aus, dass er überzeugt davon ist, dass sein Haus das schönste ist. Und wenn schon nicht das schönste, dann das schrägste, originellste, wunderbarste, was weiß ich.
Wahrscheinlich haben solche Hausbesitzer keine Freunde, die einem ehrlich sagen, dass es sich um eine Abbruchbude handelt.
antworten

Matthias Gerhards - 14. Jan, 23:26

Bitte keine Pferde!

Er hätte bemerken müssen, dass er gar kein Haus besitzt.

Gewöhnlich bin ich bereit, für eine gute Geschichte einige Augen zuzudrücken. Und einem Exposé gesteht man natürlich eine gewisse Wirklichkeitsferne zu. Aber wenn ich ein Auto kaufe, sollte kein Pferd vor der Tür stehen. Es gibt einen Punkt an dem die Beschönigung in Realitätsverlust umschlägt. Und genau das ist passiert. Das Exposé war keine colorierte Übersetzung der Welt mehr, sondern eine eigene phantastische Geschichte.

Aber der Grund dafür liegt warscheinlich tatsächlich, in der wichtigsten aller menschlichen Fähigkeit. Der Lüge. Freunde, die einem die Wahrheit sagen, sind bald keine Freunde mehr. Und Menschen, die es sich leisten können, neigen dazu, sich ein Umfeld anzuschaffen, dass ihre Sicht der Dinge in allen Fällen bestätigt. Viele Unternehmenspleiten gehen auf dieses Phänomen zurück. Aber das ist eine andere Geschichte.

famose letzte worte

Frau mit gans
also kleine kaff ist etwas hart mülheim an der ruhr...
Sascha (Gast) - 16. Apr, 13:59
Auf jeden Fall ist es...
Auf jeden Fall ist es eine Leistung sich da hinzustellen...
Matthias Gerhards - 31. Jan, 14:26
Dass die junge Dame nicht...
Dass die junge Dame nicht das perfekte Lösungsangebot...
iGing - 25. Jan, 18:59

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