Die Worte des Maklers oder die Poesie der unsichtbaren Dinge
Die moderne Welt hat keine Verwendung mehr für Poesie. Der dichterische Ausdruck finden seinen Niederschlag nur noch in zwei Dingen: In der Werbung zwischen den Geschlechtern und in den Exposés der Immobilien Makler.
Denn die literarische Form eignet sich wie keine zweite Kunst dazu, die Welt aus der richtigen Perspektive zu beschreiben. Betritt man die Orte des Geschehens dann, kommt es in der Regel zu einem eigentümlichen Schrumpfungsprozess. Das Poetische wird auf sein Normalmaß zurechtgestutzt. Das ist besonders schmerzlich bei der Oberweite von Frauen und bei Häusern, in deren sprachliche Schönheit man sich bereits verliebt hat. Mit anderen Worten: Meine Liebe und ich haben wieder eine Runde im endlosen Kampf um ein besseres Dasein eingeläutet.
Die Wohnung, um die es dieses Mal ging, lag malerisch in einem alten Gehöft. Ein Fachwerkhaus. Es besaß so viele Quadratmeter, dass mir schon beim Anblick der Zahl schwindelig zu werden drohte. Zimmer waren reichlich vorhanden. Es gab ein angegliedertes Atelier und die Ausstattung klang äußerst luxuriös. Der Hof lag eingebettet in eine fruchtbare Landschaft und war von laubfeuchten Wäldern umgeben. Es war das Traumdomizil schlechthin. So jedenfalls drückte sich das Exposé aus.
Der Aufprall auf die Realität war dafür umso härter. Die Diskrepanz zwischen Wort und Welt war derart groß, dass ich zuerst dachte, ich hätte mich in der Adresse geirrt. Ein etwas peinlich berührter Verwalter führte uns durch zwei baufällige Garagen, die weder die beschriebene Anzahl von Räumen noch aufwiesen, noch in irgendeiner Weise als menschliche Behausung taugten.
Als ich nach ungefähr zehn Sekunden einwarf, dass dies hier doch unbewohnbar sei, lächelte er gequält und sagte: „Ich bin froh, dass Sie so ruhig bleiben. Die Meisten haben ganz anders reagiert.“ Für einen Moment dachte ich an die dreißigminütige Anfahrt mit zwei quengeligen Kindern, einer Babyschale, einem Kindersitz sowie einem Buggy, einigen Decken und ein paar Vorräten. Aber ich bin im Grunde meines Herzens ein friedlicher Mensch.
Etwas mitfühlend erkundigte ich mich nach dem Geisteszustand des Besitzers, der schließlich den Text formuliert hatte. Dabei erfuhr ich, dass der angebliche Verwalter, eigentlich nur der Mieter des einzigen bewohnbaren Hauses auf diesem Hof war. Der Vermieter lebe auf Ibiza und sei bereits seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Früher habe alles ganz anders ausgesehen. Sein Bruder verwalte die Objekte. Der Mann war also nicht verrückt, sondern nur ahnungslos.
Am nächsten Tag schrieb er uns eine Mail. Er erkundigte er sich, ob uns sein Objekt gefallen hätte. Aber bis jetzt haben wir es noch nicht geschafft eine adäquate Antwort zu formulieren.
Denn die literarische Form eignet sich wie keine zweite Kunst dazu, die Welt aus der richtigen Perspektive zu beschreiben. Betritt man die Orte des Geschehens dann, kommt es in der Regel zu einem eigentümlichen Schrumpfungsprozess. Das Poetische wird auf sein Normalmaß zurechtgestutzt. Das ist besonders schmerzlich bei der Oberweite von Frauen und bei Häusern, in deren sprachliche Schönheit man sich bereits verliebt hat. Mit anderen Worten: Meine Liebe und ich haben wieder eine Runde im endlosen Kampf um ein besseres Dasein eingeläutet.
Die Wohnung, um die es dieses Mal ging, lag malerisch in einem alten Gehöft. Ein Fachwerkhaus. Es besaß so viele Quadratmeter, dass mir schon beim Anblick der Zahl schwindelig zu werden drohte. Zimmer waren reichlich vorhanden. Es gab ein angegliedertes Atelier und die Ausstattung klang äußerst luxuriös. Der Hof lag eingebettet in eine fruchtbare Landschaft und war von laubfeuchten Wäldern umgeben. Es war das Traumdomizil schlechthin. So jedenfalls drückte sich das Exposé aus.
Der Aufprall auf die Realität war dafür umso härter. Die Diskrepanz zwischen Wort und Welt war derart groß, dass ich zuerst dachte, ich hätte mich in der Adresse geirrt. Ein etwas peinlich berührter Verwalter führte uns durch zwei baufällige Garagen, die weder die beschriebene Anzahl von Räumen noch aufwiesen, noch in irgendeiner Weise als menschliche Behausung taugten.
Als ich nach ungefähr zehn Sekunden einwarf, dass dies hier doch unbewohnbar sei, lächelte er gequält und sagte: „Ich bin froh, dass Sie so ruhig bleiben. Die Meisten haben ganz anders reagiert.“ Für einen Moment dachte ich an die dreißigminütige Anfahrt mit zwei quengeligen Kindern, einer Babyschale, einem Kindersitz sowie einem Buggy, einigen Decken und ein paar Vorräten. Aber ich bin im Grunde meines Herzens ein friedlicher Mensch.
Etwas mitfühlend erkundigte ich mich nach dem Geisteszustand des Besitzers, der schließlich den Text formuliert hatte. Dabei erfuhr ich, dass der angebliche Verwalter, eigentlich nur der Mieter des einzigen bewohnbaren Hauses auf diesem Hof war. Der Vermieter lebe auf Ibiza und sei bereits seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Früher habe alles ganz anders ausgesehen. Sein Bruder verwalte die Objekte. Der Mann war also nicht verrückt, sondern nur ahnungslos.
Am nächsten Tag schrieb er uns eine Mail. Er erkundigte er sich, ob uns sein Objekt gefallen hätte. Aber bis jetzt haben wir es noch nicht geschafft eine adäquate Antwort zu formulieren.
Diese künstlerische
Harsche Worte,