Die imaginäre Gründung der interkulturellen Geschichtswissenschaften
Gegen den Dom von Monreale wirkt Jazz Fusion wie ein lahmer Zock, wie eine triste Monokultur. Die Bronzetüren am Hauptportal wurden in Pisa hergestellt. Die Spitzbögen, die den Kreuzgang des angegliederten Klosters tragen, könnten ebenso die blaue Moschee in Istanbul umgeben und die Mosaike im Innenraum stammen von byzantinischen Künstlern, die eigens aus Konstantinopel eingeschifft wurden.
Die aus winzigen, gebrannten Kachel zusammen gesetzten Bilder bedecken fast jeden Zentimeter der Basilika und breiten mit großer Geste das biblische Standardrepertoire vor dem Betrachter aus. Aber was mich wirklich in Erstaunen versetzt hat, war nicht der verschwenderische Umgang mit Blattgold. Es war etwas, dass ich kaum in Worte fassen konnte. Es lag auf den Gesichtern der Figuren, in der Art wie sie sich in ihrem gekachelten Habitat zu bewegen schienen. Mit ihrem stilisierten, fast unpersönlichen Ausdruck gelang es ihnen doch wie lebendige, eigenständige Wesen zu wirken. Sie schienen das vergessene Glied zwischen der versunkenen griechischen Kultur, ihren byzantinischen Erben, der arabischen Welt und dem alten Europa zu bilden. Es schien, als habe hier, an diesem Punkt der einstige Nabel der Welt gelegen, an dem sich die großen Religionen und die Mächte der mittelalterlichen Welt trafen und für einige Jahre ihren Zwist begruben, um diese Kirche zu erbauen.
In dem kühlen Raum der Kathedrale, begann ich mich zu fragen, weshalb die Menscher dieser Insel für hundert Jahre in der Lage waren dem ewigen Gemetzel zu trotzen und ein solches Kunstwerk der Verschmelzung zustande zu bringen. Und noch im gleichen Augenblick fragte ich mich, ob es eine Wissenschaft gibt, die versucht dieser Frage auf den Grund zu gehen. Eine Zweig der Forschung, der diesen Momenten nachspürt, in denen die Zivilisationen ihre Kräfte bündeln und etwas Gemeinsames hervor bringen, statt im Stillen das nächste Pogrom vorzubereiten? Existiert eine interkulturelle Geschichtswissenschaft, die untersucht unter welchen Bedingungen Völker nicht nur friedlich koexistieren, sondern auch in der Lage sind etwas Besonderes zu leisten. Eine Forschung die es darauf anlegt zu konkreten Ergebnissen zu kommen, mit denen die Heutigen etwas anfangen können. Eine Geisteswissenschaft, die es wagt sich in die existierende Welt einzumischen, die uns hilft die Frage zu beantworten, wie wir mit der Herausforderung umgehen, dass unsere Welt auf wenige Flugstunden zusammengeschrumpft ist und der Kampf der Kulturen vor unserer Haustür und in unseren Schulen und mehr noch in unseren Köpfen stattfindet. Ich bin kein Intellektueller, ich weiß es wirklich nicht! Aber sollte es eine solche Art von Forschung nicht geben, wäre es höchste Zeit sie ins Leben zu rufen. In Monreale könnte Alles seinen Anfang nehmen - der Kongress zur Gründung, der interkulturellen Geschichtswissenschaften.
Die aus winzigen, gebrannten Kachel zusammen gesetzten Bilder bedecken fast jeden Zentimeter der Basilika und breiten mit großer Geste das biblische Standardrepertoire vor dem Betrachter aus. Aber was mich wirklich in Erstaunen versetzt hat, war nicht der verschwenderische Umgang mit Blattgold. Es war etwas, dass ich kaum in Worte fassen konnte. Es lag auf den Gesichtern der Figuren, in der Art wie sie sich in ihrem gekachelten Habitat zu bewegen schienen. Mit ihrem stilisierten, fast unpersönlichen Ausdruck gelang es ihnen doch wie lebendige, eigenständige Wesen zu wirken. Sie schienen das vergessene Glied zwischen der versunkenen griechischen Kultur, ihren byzantinischen Erben, der arabischen Welt und dem alten Europa zu bilden. Es schien, als habe hier, an diesem Punkt der einstige Nabel der Welt gelegen, an dem sich die großen Religionen und die Mächte der mittelalterlichen Welt trafen und für einige Jahre ihren Zwist begruben, um diese Kirche zu erbauen.
In dem kühlen Raum der Kathedrale, begann ich mich zu fragen, weshalb die Menscher dieser Insel für hundert Jahre in der Lage waren dem ewigen Gemetzel zu trotzen und ein solches Kunstwerk der Verschmelzung zustande zu bringen. Und noch im gleichen Augenblick fragte ich mich, ob es eine Wissenschaft gibt, die versucht dieser Frage auf den Grund zu gehen. Eine Zweig der Forschung, der diesen Momenten nachspürt, in denen die Zivilisationen ihre Kräfte bündeln und etwas Gemeinsames hervor bringen, statt im Stillen das nächste Pogrom vorzubereiten? Existiert eine interkulturelle Geschichtswissenschaft, die untersucht unter welchen Bedingungen Völker nicht nur friedlich koexistieren, sondern auch in der Lage sind etwas Besonderes zu leisten. Eine Forschung die es darauf anlegt zu konkreten Ergebnissen zu kommen, mit denen die Heutigen etwas anfangen können. Eine Geisteswissenschaft, die es wagt sich in die existierende Welt einzumischen, die uns hilft die Frage zu beantworten, wie wir mit der Herausforderung umgehen, dass unsere Welt auf wenige Flugstunden zusammengeschrumpft ist und der Kampf der Kulturen vor unserer Haustür und in unseren Schulen und mehr noch in unseren Köpfen stattfindet. Ich bin kein Intellektueller, ich weiß es wirklich nicht! Aber sollte es eine solche Art von Forschung nicht geben, wäre es höchste Zeit sie ins Leben zu rufen. In Monreale könnte Alles seinen Anfang nehmen - der Kongress zur Gründung, der interkulturellen Geschichtswissenschaften.
Aber da diese schon lange versiegt zu sein scheint, würden sich die Wissenschaftler dieses wirklich nützlichen Zweiges, wahrscheinlich darüber streiten, wer von ihnen denn nun den "wahren Frieden" entdeckt hat.
Dennoch wäre es einen Versuch wert...
Viele Grüße
Jon
Aber vermutlich gibt es längst eine Interdiziplinäte, interkulturelle Sozialforschung, die sich mit solchen Fragen beschäftigt. Wahrscheinlich auf einem extrem hohen Abstraktionsniveau. Aber meine Gedanke war auch, dass es eine Geisteswissenschaft geben müsste, die sich traut Thesen aufzustellen, die einen gesellschaftlichen Nutzen entfalten und die den Mut hat, fehlbar zu sein. Vielleicht recherchiere ich einfach mal!
Solltest Du etwas Gutes recherchiert haben, denk bitte an mich...