Monreale - Die Geschichte hält den Atem an
Als ich nach einer Irrfahrt durch die staubigen Berge Siziliens die Piazza des Städtchens betrat, erwartete ich nicht etwas Besonders zu finden. Eingezwängt in Wohnhäuser und Cafes erhob sich der Dom wie ein riesenhafter Stier, der unter seinen Artgenossen kaum Platz fand. Zwischen der siebenhundert Jahre alten Fassade und den Häusern blieb kaum eine Handbreit; und wollte man den Dom vollständig umrunden, musste man entweder sehr asketisch oder sehr schmal gebaut sein. Es schien als hätten die Menschen dieser Gegend weniger Distanz zu ihrer Geschichte, als verdiene die Wäscherei an der Kirche oder die Trattoria gegenüber ebensoviel Respekt wie ein Bauwerk aus dem zwölften Jahrhundert.
Diese eigentümliche Identität mag vielleicht an der besonderen Historie der Insel liegen, auf der die verschiedensten Kulturen ihre Überreste hinterlassen haben, so dass man schon hoch in die Berge fahren muss, um der Vergangenheit des Landes zu entfliehen. Siziliens Geschichte ist eine Abfolge von Eroberungen. In vorgeschichtlicher Zeit siedelten die Sikaner an den Hängen des Monte Pellegrino, dann kamen die Phönizier und gründeten Panormos (Palermo), bis sie die schließlich von den Griechen verdrängt wurden, nach ihnen kamen die Römer, anschließend die Byzantiner (eigentlich auch wieder Griechen) und dann die Araber. Kurz und gut, Sizilien ist aufgrund seiner strategischen Lage im südlichen Mittelmeer von jeder mediterranen Macht erobert worden, die sich anschickte die Bühne der Geschichte zu betreten.
Sogar die Normannen haben sich an der Insel versucht und sie fast ein Jahrhundert lang beherrscht. Das ist lange her, aber ihre Bauten sind noch immer allgegenwärtig und versorgen kleine bedeutungslose Städtchen wie Monreale mit einem zuverlässigen Touristenstrom. Das ist besser als Tunfisch, der vor den Küsten der Insel gefangen wird, weil sich die Fremden leichter ausschlachten lassen als die Fische. Aber damit tue ich dem Land um des Wortspiels willen unrecht. Niemals bin ich in einem südlichen Land weniger belästigt worden als auf Sizilien.
Aber zurück zu den Normannen. Sie hatten bereits mit dem Angriff auf England im Jahre 1066 beweisen, dass sie unverwüstliche Schläger und noch bessere Mörder waren. Deshalb holten die Byzantiner sie ins Land, um die Araber zu vertreiben. Das taten die Gerufenen auch tatkräftig, als sie aber nach einigen Generation ihr Werk vollbracht hatten, wollten sie durchaus nicht mehr zurück, sondern gründeten das normannische Königreich Siziliens, das neben der Insel auch Neapel und ganz Süditalien umfasste.
Dieses Reich der Nordmänner, wurde von Einwanderern gegründet, die zwar raue Sitten pflegten, aber sehr wohl wussten wer hier die überlegene Kultur darstellte. Sie machten sich die Fähigkeiten der vorhandenen Bevölkerung zunutze und bauten ein im heutigen Sinne modernes Staatswesen auf, in dem nicht Religion oder die ethnische Zugehörigkeit den Ausschlag gaben, sondern die Erfahrung und die Kraft eines Menschen. Der Kanzler am Hofe des Normannenkönigs Roger II. kam aus England, der Flottenchef hatte zuvor in Konstantinopel gedient und der Geograf des Königs war einer der letzten Nachkommen Mohameds. Das Reich der französischen Wikinger markierte für ein kurzes Jahrhundert lang, eine jener seltenen Epochen kultureller Blüte und friedlicher Koexistenz, nach der wir uns heute so sehr sehnen. Die Geschichte hielt für einen kurzen Augenblick den Atem an, die Völker begruben ihren Streit und brachten eines der atemberaubensten Kunstwerke hervor, das uns das Mittelalter hinterlassen hat - den Dom von Monreale.
Diese eigentümliche Identität mag vielleicht an der besonderen Historie der Insel liegen, auf der die verschiedensten Kulturen ihre Überreste hinterlassen haben, so dass man schon hoch in die Berge fahren muss, um der Vergangenheit des Landes zu entfliehen. Siziliens Geschichte ist eine Abfolge von Eroberungen. In vorgeschichtlicher Zeit siedelten die Sikaner an den Hängen des Monte Pellegrino, dann kamen die Phönizier und gründeten Panormos (Palermo), bis sie die schließlich von den Griechen verdrängt wurden, nach ihnen kamen die Römer, anschließend die Byzantiner (eigentlich auch wieder Griechen) und dann die Araber. Kurz und gut, Sizilien ist aufgrund seiner strategischen Lage im südlichen Mittelmeer von jeder mediterranen Macht erobert worden, die sich anschickte die Bühne der Geschichte zu betreten.
Sogar die Normannen haben sich an der Insel versucht und sie fast ein Jahrhundert lang beherrscht. Das ist lange her, aber ihre Bauten sind noch immer allgegenwärtig und versorgen kleine bedeutungslose Städtchen wie Monreale mit einem zuverlässigen Touristenstrom. Das ist besser als Tunfisch, der vor den Küsten der Insel gefangen wird, weil sich die Fremden leichter ausschlachten lassen als die Fische. Aber damit tue ich dem Land um des Wortspiels willen unrecht. Niemals bin ich in einem südlichen Land weniger belästigt worden als auf Sizilien.
Aber zurück zu den Normannen. Sie hatten bereits mit dem Angriff auf England im Jahre 1066 beweisen, dass sie unverwüstliche Schläger und noch bessere Mörder waren. Deshalb holten die Byzantiner sie ins Land, um die Araber zu vertreiben. Das taten die Gerufenen auch tatkräftig, als sie aber nach einigen Generation ihr Werk vollbracht hatten, wollten sie durchaus nicht mehr zurück, sondern gründeten das normannische Königreich Siziliens, das neben der Insel auch Neapel und ganz Süditalien umfasste.
Dieses Reich der Nordmänner, wurde von Einwanderern gegründet, die zwar raue Sitten pflegten, aber sehr wohl wussten wer hier die überlegene Kultur darstellte. Sie machten sich die Fähigkeiten der vorhandenen Bevölkerung zunutze und bauten ein im heutigen Sinne modernes Staatswesen auf, in dem nicht Religion oder die ethnische Zugehörigkeit den Ausschlag gaben, sondern die Erfahrung und die Kraft eines Menschen. Der Kanzler am Hofe des Normannenkönigs Roger II. kam aus England, der Flottenchef hatte zuvor in Konstantinopel gedient und der Geograf des Königs war einer der letzten Nachkommen Mohameds. Das Reich der französischen Wikinger markierte für ein kurzes Jahrhundert lang, eine jener seltenen Epochen kultureller Blüte und friedlicher Koexistenz, nach der wir uns heute so sehr sehnen. Die Geschichte hielt für einen kurzen Augenblick den Atem an, die Völker begruben ihren Streit und brachten eines der atemberaubensten Kunstwerke hervor, das uns das Mittelalter hinterlassen hat - den Dom von Monreale.