Eine kurze Geschichte meiner Welt in sehr kleinen Teilen.

Der Roman


Gott ist kein Zigarettenautomat Matthias Gerhards
Knaus Verlag 2013
ISBN: 978-3-8135-0550-4

Die Presse:
“eine beachtliche, stilsichere und höchst unterhaltsame Schelmen-, Underdog- und Coming-of-Age-Geschichte”
FAZ 10.12.13

"Bücher die der Verlag als witzig anpreist, sind es meistens nicht. Dieses schon."
Playboy Okt. 13

"ein herzergreifend poetisches Buch, ohne schnulzig zu sein... ein witziges Buch, ohne flach oder geschmacklos zu sein."
www.stagecat.de

"Ein beeindruckender, ergreifender, dichter Coming-of-Age Roman, der die 80er Jahre aufleben lässt..." Evangelisches Literaturportal Jan 2014

neuere Beiträge

Nachmittag auf der Margareteninsel (19.03.06)

Im dunstigen Licht des Herbstnachmittags lag die Margareteninsel in der Donau und verströmte noch immer den Glanz der Jahrhundertwende. Durch die Allee defilierten die Damen der Gesellschaft als hätten sie die Weltkriege und den Sozialismus verschlafen und seien eben erst neben jenem neureichen Besitzer einer Unterhosenmarke erwacht, der nun wie selbstverständlich an ihrer Seite ging. Zwischen der sorgsam restaurierten Ruine des Klosters, dem geschlossenen Cafe und einem Bad, das noch den Schmutz eines untergegangenen Jahrhunderts in sich trug, hing der Duft von reifen Orangen. Er ging von einigen Bäumen aus, deren Früchte in der schwächer werdenden Sonne leuchteten. Sie schienen wie die hässlichen Schwestern der Apfelsinen, ihre grüne Schale war grobporig und umhüllte eine trockenen ungenießbaren Kern. Aber als ich sie berührte und die Augen schloss, wurde ich von ihrem Geruch eingehüllt und befand mich plötzlich in einem Orangehain mitten in der Glut des Südens.
Erst als ich mit einem unbedachten Druck die Schale brach und den staubigen Kern freilegte war der Zauber verflogen. Ich kehrte zurück in die Gegenwart der Insel und betrachtete befremdet die falschen Schönheiten Osteuropas, die ihre Markenkleidung und ihre Brustimplantate spazieren trugen wie eine persönlich Auszeichnung und schneller im Kapitalismus angekommen waren, als ein Busschaffner brauchte, um eine Fahrkarte zu entwerten.
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Matthias Gerhards 22. Mär, 04:14 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Frage an meinen Schöpfer (16.03.06)

Warum funktioniere ich im Chaos perfekt und bin in der Ordnung verloren?
Matthias Gerhards 16. Mär, 19:05 | 1 Kommentar - Kommentar verfassen

Nächtliche Reise durch den Pazifik (12.03.06)

In lagen Zügen schwimme ich in den Fluten eines warmen Ozeans, über mir wölbt sich der Sternenhimmel und in der winzigen Bugwelle, die ich vor mir hertreibe, spiegelt sich das Kreuz des Südens. Von den Hängen weht der Duft der Mimosen herüber und wenn ich den Kopf aus dem Wasser hebe, um Luft zu hohlen, glaube ich ihre Blüten zu erkennen, als wären sie ein dichtes Netz aus safranfarbenem Licht, das die Küste wie Nebel überzieht. Ich gleite dahin, den Kopf unter der Wasserlinie und blicke hinab in die Dunkelheit des nächtlichen Meeres und hoffe für einen Moment, dass ich für immer in der Stille meiner Atemlosigkeit verharren könnte ohne jemals das Ufer zu erreichen.
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Matthias Gerhards 13. Mär, 00:38 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Die Steppe

für Andrea

Ich wohne am Rande der großen Ebene,
weitab von den Flüssen, in einem Haus,
dessen Holz sich nur an den Wind erinnert,
der die Gräser kämmt mit trockener Hand.

Am Fensterkreuz hülle ich die Tage in Papier,
und blicke hinaus in die Weite und warte
bis dein Fuß meine einsamen Länder berührt,
bis dein Duft an den Halmen haftet wie Tau.

Dann schnür ich den Rucksack und binde die Schuhe,
rufe im ersten Lichtstahl des Morgens die Hunde,
um endlich den Weg deiner Beine zu kreuzen
und dein Fleisch zu suchen im Grasland der Liebe.
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Matthias Gerhards 11. Mär, 14:32 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Jenseits (11.03.06)

Ich lebe in der Tiefe einer ozeanischen Nacht und jenseits der Wellen höre ich meine eigene Stimme, die über alles lachen kann, was mich schmerzt.
Matthias Gerhards 11. Mär, 11:00 | 3 Kommentare - Kommentar verfassen

Überholen in Deutschland (11.03.06)

In Deutschland überholt man nur, wenn auf der Gegenfahrbahn kein Auto zu sehen ist. Alles Andre gilt als wahnwitziges Risiko. In Ungarn wird überholt, wenn der Fahrer der Überzeugung ist, zwischen ihm und dem Entgegenkommenden sei genug Platz. Diese Einschätzung ist höchst subjektiv, aber alles über fünfzig Metern wird in der Regel vertretbar betrachtet. Dass man, bevor man die Gegenfahrbahn wieder verlässt, das Weiße im Auge des entgegenkommenden Fahrers sieht, ist als zwischenmenschlicher Kontakt eher willkommen. Schließlich will man wissen, wer gerade überlebt hat. Es hat einige Wochen und mehrere Hupkonzerte gedauert bis ich mein Fahrverhalten wieder den deutschen Verhältnisse angepasst hatte.
Matthias Gerhards 11. Mär, 08:25 | 2 Kommentare - Kommentar verfassen

Die Würde des Menschen (01.03.06)

In einem banalen Augenblick auf der Autobahn verflog meine Einsamkeit wie eine Wildtaube, die plötzlich ihre Flugrichtung änderte, weil ihr ein Raubvogel zu nahe gekommen war. In diesen Momenten, wenn ich mich von mir selbst entfremde, wenn ich mir sicher bin, dass ich für immer in meiner Unfähigkeit gefangen sein werde, scheint mir die Verzweiflung das letzte Mittel meine Würde zu wahren. Die einzige Größe eines Versagers, liegt im Ausmaß seines Versagens.
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Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

In der Fremde (03.03.06)

Am zufriedensten war ich in jenen zwei Jahren, die ich in Ungarn verbrachte. Dort war ich ein Fremder und niemand vermochte zu wissen, dass die Fremdheit in mir selbst lag. Niemals habe ich mich so heimisch gefühlt, wie zu der Zeit, in der ich als Fremder anerkannt war.
Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 2 Kommentare - Kommentar verfassen

Seefahrt und Rückkehr (01.09.2004)

Als ich nach zwei Jahren aus meinem geliebten Exil nach Deutschland zurückkehrte, hatte ich beständig das Gefühl, meine Windschutzscheibe müsste gereinigt werden, denn alles schien mit einem eigentümlichen Grauschleier überzogen zu sein.
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Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Das Recht auf Glück (02.03.06)

Als ich im Supermarkt in das Gesicht eines Mannes blickte, der mit weitsichtigen Augen nach abgelaufenen Wurstwaren fahndete, während der Filialleiter immerzu seinen Namen rief, verstand ich plötzlich, warum für manche Menschen das Leben nur unter Betäubung zu ertragen ist. Es ist nicht das Leben, das uns unerträglich scheint. Das Unglück liegt in den Dingen, die uns die Anderen antun, während sie versuchen ihr Glück zu finden.
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Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Grenzen (28.02.06)

Wenn ich an meine Grenzen stoße, bleibt hinter mir nichts als ein leerer Raum, denn jede meiner Fähigkeiten, wird plötzlich bedeutungslos.
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Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Das Ende der Depression (03.03.06)

Wenn die Zeit der Verzweiflung endet, scheint alles im Leben neu und gut zu sein. Es ist als würden alle Dinge, sogar die Menschen, die mir am nächsten sind, vor meinen Augen noch einmal erschaffen. Die Verzweiflung ist eine Droge, die süchtig macht, wenn ihre Wirkung plötzlich zu Ende ist.
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Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

Berlin Hugenottenfriedhof (01.04.2005)

Mitten in der fremden Stadt finde ich plötzlich etwas Vertrautes. Als ich fast noch ein Kind war und die Welt noch ummauert und in Ordnung war, besang Wolf Biermann den Friedhof der Hugenotten an der Friedrichstrasse. Die Schallplatte war bei einem meiner vielen Umzüge verloren gegangen, aber jetzt stand ich unvermittelt vor den Toren des besungenen Friedhofes und es war wie eine Erinnerung an etwas, das ich niemals erlebt hatte. Dort lagen die französischen Immigranten aus den letzten Jahrhunderten mit ihren klangvollen Namen und die Künstler aus der kurzen Zeit des deutschen Sozialismus, die schon fast in Vergessenheit geraten sind. Im Schatten der Maulbeerbäume ruhten Brecht und Becher, Anna Segers, Heinrich Mann und mancher Andere, deren Werke ich niemals gelesen hatte. Ihr Gräber waren verfallen wie ihre Körper und nur manchmal lagen Steine auf dem Grab oder Blumen als Zeichen des Gedenkens. Aber inmitten der Vergänglichkeit verlor ich plötzlich jede Angst vor dem Tod und die Aussicht vielleicht eines Tages in diesem schönen Stück Erde zu liegen und nicht allein zu vermodern, schien mir geradezu tröstlich. In diesem Augenblick verstand ich, dass meine Angst vor dem Tod, die ich fast täglich mit mir herum trug, nur die Furcht vor der letzten unauslöschlichen Einsamkeit war.
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Matthias Gerhards 5. Mär, 19:36 | 0 Kommentare - Kommentar verfassen

famose letzte worte

Frau mit gans
also kleine kaff ist etwas hart mülheim an der ruhr...
Sascha (Gast) - 16. Apr, 13:59
Auf jeden Fall ist es...
Auf jeden Fall ist es eine Leistung sich da hinzustellen...
Matthias Gerhards - 31. Jan, 14:26
Dass die junge Dame nicht...
Dass die junge Dame nicht das perfekte Lösungsangebot...
iGing - 25. Jan, 18:59

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