Vor dem Haus
Gestern Abend saß ich auf den Treppenstufen vor unserem Haus und betrachtete die violetten Wolkenbänder. Ich beobachtete wie sie dunkler und dunkler wurden, bis schließlich die Nacht herein brach. Die Nachbarn gingen an mir vorbei und beäugten mich etwas befremdet. Aber eine Frau sprach mich sogar an und wir unterhielten uns für eine Weile, fast wie im Süden. Für einige Zeit habe ich darüber nachgedacht, mir einen alten Stuhl aus dem Keller zu hohlen und mich an die warme Betonmauer zu setzen. Der Stuhl hätte sogar die richtigen Eigenschaften besessen, um als echte vor-dem-Haus Sitzgelegenheit durchzugehen. Er war alterschwach und ein bisschen angeschmuddelt. Aber das schien mir dann doch ein bisschen zu viel Italien in einer deutschen Kleinstadt. Morgen. Vielleicht Morgen.
Ich stelle mir das gerad als gemaltes Bild vor, wie du auf den Stufen sitzt und in den Himmel schaust. Leider gibt es vor meiner Haustür keine Stufen, auf denen ich sitze könnte, doch wenn ich mein Elternhaus besuche, dann genieße ich die Augenblicke der Weltbetrachtung, ausgebend von den Stufen eines Hauseinganges.
In einem Eltern-Ratgeber-Buch las ich, Eltern sollten sich öfters mit den Kindern auf Stiegen bequemen, da dies eine andere Art von Nähe Kontakt und Gespräch fördert, als der übliche Umgang auf Sofas oder Stühlen.