Die Sturmtreppe oder das schwarze Herz (Eine Geburtstagserzählung für meinen Sohn)
Teil I | Teil II | Teil III | Teil IV
Die Sonne war warm an diesem Tag. Gula saß am Fenster und ließ das Hoftor nicht aus den Augen. Sein richtiger Name war: Gulapardischtvan. Aber so nannte ihn niemand, weil es einfach zu lange dauerte. Gula beobachtete alles ganz genau. So wie es ihm sein Vater beigebracht hatte, bevor er ging. Die Kleinen, müssen ihren Verstand gebrauchen, dann werden sie eines Tages die Größten werden, pflegte er zu sagen. Gula erwiderte dann immer, dass er nicht mehr klein sei. Es kränkte ihn jedes Mal ein bisschen. Aber er versuchte es nicht zu zeigen. „Ich bin jetzt sechs Jahre alt und schon viel größer als Arpad.“ sagte er dann. Das war der Hofhund. Er war kleiner als ein Hase und das ungeschickteste Geschöpf im ganzen Königreich. Dann lachten beide. Aber jetzt war Gula nicht zum Lachen zumute, denn sein Vater war schon sehr lange weg.
Plötzlich sah er, dass ein Mann in den Hof hinein ritt. Er klopfte sich den Staub der Steppe von den Kleidern. Dann ließ er sein Pferd stehen und ging ins Haus. Er hatte es nicht einmal angebunden. Einige Augenblicke später, hörte Gula, dass seine Mutter weinte. Er sprang auf und holte das Schwert, das sein Vater ihm zum Abschied geschenkt hatte. Vielleicht war der Besucher ein Dieb. Als er seine Mutter gefunden hatte, stand er Mann noch da. Er stand in der Küche und sah nicht wie ein Dieb aus. Trotzdem machte er ein Gesicht, als wollte er gleich weggelaufen. Auf diese Weise erfuhr Gula, dass sein Vater gestorben war.
„Das Tier hat ihn besiegt.“ sagte der Mann.
Gula weinte. „Woher willst du das wissen?“ schrie er.
Der Mann zuckte mit dem Schultern.
„Es hat ihn bestimmt gefressen. Niemand ist zurückgekommen.“
Teil II
Aber Gula konnte es nicht glauben. Das lag daran, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass es einen stärkeren Menschen als seinen Vater geben könnte. Aber das Tier war kein Mensch. Es war ein Ungeheuer. Die Mutter hatte ihm oft davon erzählt. Es hatte auch einen Namen. Aber niemand sprach ihn gerne aus. Er war noch länger als Gulas Name und die Leute bekamen Angst, wenn sie ihn hörten. Deshalb sagte alle einfach: Das Tier. Es war so hässlich, dass niemand gerne seinen Anblick beschrieb. Auch Gulas Mutter nicht. Aber er wusste, dass es auf dem Berg Achnorot lebte, der so hoch war, dass seine Spitze immer in den Wolken steckte. In jedem Sommer kam es hinunter geflogen. Dann griff es die Herden an, zerstörte die Felder und verschleppte die Töchter der Hirten, um sie zu verschlingen.
Am Anfang hatte der König nach Freiwilligen gesucht. Wer das Tier besiegte sollte seine Tochter zur Frau bekommen. Später versprach er dem Sieger nicht nur seine Tochter, sondern auch das halbe Königreich. Dann seinen Tochter und das ganze Königreich. Und am Ende nur noch das Königreich. Aber niemand ist jemals zurückgekehrt. Deshalb wählte der König in jedem Sommer einen Kämpfer aus, der das Tier zur Strecke bringen sollte. In diesem Jahr war die Wahl auf seinen Vater gefallen, weil er das Yushu mit drei Pferdelängen Vorsprung gewonnen hatte. Dabei hatte sich sein Vater bei dem Reiterfest nur so angestrengt, weil es in diesem Jahr am Tag seiner Hochzeit stattfand. Gula hatte das alles gewusst. Aber er hatte trotzdem fest daran geglaubt, dass sein Vater das Tier besiegen würde. Denn Gulas Vater war nicht nur der beste Reiter in der ganzen Steppe. Er war auch der klügste und der stärkste Mensch, den Gula jemals getroffen hatte. Jetzt war er tot. Und Gula würde ihm niemals mehr in seinem Sattel reiten können. Den Kopf an seinen Rücken geschmiegt.
Teil III
Jetzt hätte er gerne aufgehört zu weinen. Aber es ging nicht. Als es schon Abend geworden war, kam Arpad. Er spürte, dass Gula traurig war und schmiegte sich ganz fest an sein Bein. Er jaulte. Als der Junge das hörte, fühlte er sich besser und stand auf. Doch der Hund hatte damit nicht gerechnet. Er hatte nun nichts mehr zum anlehnen und verlor das Gleichgewicht. Er kugelte ein Stück über den Hof und sah Gula wütend an. Der Junge musste lachen. Er dachte er daran, wie oft sein Vater mit ihm Purzelbäume geschlagen hatte. In diesem Augenblick war er sich plötzlich ganz sicher. Sein Vater konnte einfach nicht tot sein. Er lebte. Und Gula würde ihn finden. Er würde den Hof verlassen und auf den Berg Achnorot steigen. Er würde das Ungeheuer töten und seinen Vater retten. In gleichen Moment spüre er, dass er Angst hatte. Aber er ging trotzdem in die Küche, packte seine Tasche und holte das Schwert. Dann schlich er sich aus dem Haus.
Teil IV
Draußen in der Steppe war der Berg Achnorot am Horizont zu erkennen. Aber Gula wusste, dass er weiter weg war, als es den Anschein hatte. Schon nach einer kurzen Zeit fühlte sich Gula sehr allein. Er hatte Angst. Es war dunkel und er wusste nicht wohin ihn seine Füße tragen würden. Die Straße schlängelte sich durch die Ebene und der Himmel war unendlich weit. Gula verstand plötzlich wie klein er war. Aber er riss sich zusammen und setzt einen Fuß vor den anderen. Denn er musste seinen Vater finden. Nach einer Weile, hatte er plötzlich das Gefühl, das er verfolgt würde. Er blickte sich um. Aber er sah nur einen Stein, der in der dunklen Steppe lag. Sonst nichts. Er zuckte mit den Schultern und ging weiter. Doch nach einiger Zeit raschelte etwas hinter ihm. Sein Herz schlug bis in den Hals. Als er sich umdrehte sah er wieder nur den Stein. Aber er lag jetzt ein bisschen näher. Seltsam, dachte er. Im gleichen Augenblick begann sich der Stein zu bewegen und stürmte auf Gula zu. Es war Arpad. Er war ihm gefolgt und war stehen geblieben sobald Gula sich umgeblickt hatte. Der Hund wedelte um seine Beine herum und tat so als habe er Gula fünf Jahre nicht gesehen. Eigentlich ist Arpad zu klein für eine solche Reise, dachte Gula. Eigentlich. Er schickte Arpad nach Hause. Aber der Hund setzte sich nur traurig auf den Boden. Gula streichelte ihn und ließ sich von ihm das Gesicht lecken. Wobei er immer aufpassen musste, dass er ihn nicht in die Wange zwickte. Als Gula schließlich weiter ging, bleib Arpad bei ihm. Er machte noch einige halbherzige Versuche ihn zurück zu schicken, aber der Hund wusste nun, dass es keine Bedeutung hatte. Plötzlich fühlte sich Gula wieder stark.
Die Sonne war warm an diesem Tag. Gula saß am Fenster und ließ das Hoftor nicht aus den Augen. Sein richtiger Name war: Gulapardischtvan. Aber so nannte ihn niemand, weil es einfach zu lange dauerte. Gula beobachtete alles ganz genau. So wie es ihm sein Vater beigebracht hatte, bevor er ging. Die Kleinen, müssen ihren Verstand gebrauchen, dann werden sie eines Tages die Größten werden, pflegte er zu sagen. Gula erwiderte dann immer, dass er nicht mehr klein sei. Es kränkte ihn jedes Mal ein bisschen. Aber er versuchte es nicht zu zeigen. „Ich bin jetzt sechs Jahre alt und schon viel größer als Arpad.“ sagte er dann. Das war der Hofhund. Er war kleiner als ein Hase und das ungeschickteste Geschöpf im ganzen Königreich. Dann lachten beide. Aber jetzt war Gula nicht zum Lachen zumute, denn sein Vater war schon sehr lange weg.
Plötzlich sah er, dass ein Mann in den Hof hinein ritt. Er klopfte sich den Staub der Steppe von den Kleidern. Dann ließ er sein Pferd stehen und ging ins Haus. Er hatte es nicht einmal angebunden. Einige Augenblicke später, hörte Gula, dass seine Mutter weinte. Er sprang auf und holte das Schwert, das sein Vater ihm zum Abschied geschenkt hatte. Vielleicht war der Besucher ein Dieb. Als er seine Mutter gefunden hatte, stand er Mann noch da. Er stand in der Küche und sah nicht wie ein Dieb aus. Trotzdem machte er ein Gesicht, als wollte er gleich weggelaufen. Auf diese Weise erfuhr Gula, dass sein Vater gestorben war.
„Das Tier hat ihn besiegt.“ sagte der Mann.
Gula weinte. „Woher willst du das wissen?“ schrie er.
Der Mann zuckte mit dem Schultern.
„Es hat ihn bestimmt gefressen. Niemand ist zurückgekommen.“
Am Anfang hatte der König nach Freiwilligen gesucht. Wer das Tier besiegte sollte seine Tochter zur Frau bekommen. Später versprach er dem Sieger nicht nur seine Tochter, sondern auch das halbe Königreich. Dann seinen Tochter und das ganze Königreich. Und am Ende nur noch das Königreich. Aber niemand ist jemals zurückgekehrt. Deshalb wählte der König in jedem Sommer einen Kämpfer aus, der das Tier zur Strecke bringen sollte. In diesem Jahr war die Wahl auf seinen Vater gefallen, weil er das Yushu mit drei Pferdelängen Vorsprung gewonnen hatte. Dabei hatte sich sein Vater bei dem Reiterfest nur so angestrengt, weil es in diesem Jahr am Tag seiner Hochzeit stattfand. Gula hatte das alles gewusst. Aber er hatte trotzdem fest daran geglaubt, dass sein Vater das Tier besiegen würde. Denn Gulas Vater war nicht nur der beste Reiter in der ganzen Steppe. Er war auch der klügste und der stärkste Mensch, den Gula jemals getroffen hatte. Jetzt war er tot. Und Gula würde ihm niemals mehr in seinem Sattel reiten können. Den Kopf an seinen Rücken geschmiegt.
sehr schön