Das literarische Gen
Manchmal frage ich mich, ob es eine genetische Veranlagung für das Schreiben gibt? Ist es ein direktes Ergebnis der Evolution oder nur ein Nebenprodukt, das zufällig entstanden ist. Etwa als Seiteneffekt anderer wirklich sinnvoller Fähigkeiten, wie Maden aus einem Loch zu pulen, die Fährte eines Beutetieres zu lesen oder Bilder an die Höhlenwände zu malen, um die Weiber zu beeindrucken. Hatte das Schreiben einen direkten Einfluss auf die Überlebensfähigkeit des Menschen? Sicher nicht. Wilde Tiere und feindliche Stämme lassen sich mit Poesie schwerlich in die Flucht schlagen.

Für eine Gesellschaft insgesamt bedeutet die Schrift einen ungeheuren Vorteil. Nachrichten können verlustfrei übermittelt werden. Die soziale Identität kann dauerhaft festgehalten werden und ist nicht mehr auf mündlich überlieferte Mythen angewiesen. Regeln und Herrschaftsansprüche lassen sich formulieren und fixieren. Und eine Verwaltung ohne die Kunst des Schreibens ist schlichtweg undenkbar. Nicht umsonst wurde das erste Buchstabenalphabet zu einer Zeit erfunden, als die großen dauerhaften Weltreiche der Antike entstehen. Schreiben sichert Kontinuität. Es überwindet den Tod und das lausige Gedächtnis.
Aber im täglichen Überlebenskampf eines einzelnen Menschen ist Schreiben ungefähr so bedeutungsvoll wie saubere Fingernägel. Nicht umsonst gilt es deshalb als Kulturtechnik. Aber wie entsteht eine solche Technik, die dem Individuum auf den ersten Blick wenig bringt? Denn schließlich waren die Erfinder der Frühzeit darauf angewiesen, ihren eigenen Vorteil zu suchen, um am Ende nicht mit leerem Magen da zu stehen. Gibt es doch ein schreibendes Gen, weil anders unsere Kultur nicht zu erklären ist?
Dagegen spricht, dass die Schrift relativ spät erfunden wurde. In den Höhlen von Altamira finden sich zwar Bilder, aber keine Zeichen. Was aber sicherlich zu den angeborenen Eigenarten des Menschen gehört, ist die Fähigkeit, die Welt als Bedeutungsraum zu betrachten. Alles was uns umgibt versuchten wir mit Sinn zu füllen. Dieser Drang ist so stark, dass ihm auch gänzlich bedeutungslose und unzusammenhängende Dinge unterliegen. Wie anders ist der Glauben an einen gütigen Gott, den Sozialismus oder an die New Economy zu erklären.
Aber auch eine Fährte ist natürlich ein System von Bedeutungen, das mühsam erlernt werden muss. Ein Zeichensystem. Jäger und Sammlerkulturen unterstützen ihre Gespräche und die Planung ihre Beutezüge durch Skizzen, die in den Sand geritzt werden. Dabei verwenden Sie immer die gleichen Symbole für bestimmte Tiere. Von diesen Zeichen bis zu den Buchstaben, ist es sicherlich ein weiter Weg. Aber sie sind ein Anfang. Auch wenn es vielleicht kein literarisches Gen gibt, ist Schreiben doch das Ergebnis eines angeborenen Bedürfnisses. Es geht zurück auf unseren Zwang, die Welt um uns herum zum Ausdruck zu bringen und sie dadurch mit Bedeutung zu füllen. Das gleiche gilt auch für die Literatur.

Für eine Gesellschaft insgesamt bedeutet die Schrift einen ungeheuren Vorteil. Nachrichten können verlustfrei übermittelt werden. Die soziale Identität kann dauerhaft festgehalten werden und ist nicht mehr auf mündlich überlieferte Mythen angewiesen. Regeln und Herrschaftsansprüche lassen sich formulieren und fixieren. Und eine Verwaltung ohne die Kunst des Schreibens ist schlichtweg undenkbar. Nicht umsonst wurde das erste Buchstabenalphabet zu einer Zeit erfunden, als die großen dauerhaften Weltreiche der Antike entstehen. Schreiben sichert Kontinuität. Es überwindet den Tod und das lausige Gedächtnis.
Aber im täglichen Überlebenskampf eines einzelnen Menschen ist Schreiben ungefähr so bedeutungsvoll wie saubere Fingernägel. Nicht umsonst gilt es deshalb als Kulturtechnik. Aber wie entsteht eine solche Technik, die dem Individuum auf den ersten Blick wenig bringt? Denn schließlich waren die Erfinder der Frühzeit darauf angewiesen, ihren eigenen Vorteil zu suchen, um am Ende nicht mit leerem Magen da zu stehen. Gibt es doch ein schreibendes Gen, weil anders unsere Kultur nicht zu erklären ist?
Dagegen spricht, dass die Schrift relativ spät erfunden wurde. In den Höhlen von Altamira finden sich zwar Bilder, aber keine Zeichen. Was aber sicherlich zu den angeborenen Eigenarten des Menschen gehört, ist die Fähigkeit, die Welt als Bedeutungsraum zu betrachten. Alles was uns umgibt versuchten wir mit Sinn zu füllen. Dieser Drang ist so stark, dass ihm auch gänzlich bedeutungslose und unzusammenhängende Dinge unterliegen. Wie anders ist der Glauben an einen gütigen Gott, den Sozialismus oder an die New Economy zu erklären.
Aber auch eine Fährte ist natürlich ein System von Bedeutungen, das mühsam erlernt werden muss. Ein Zeichensystem. Jäger und Sammlerkulturen unterstützen ihre Gespräche und die Planung ihre Beutezüge durch Skizzen, die in den Sand geritzt werden. Dabei verwenden Sie immer die gleichen Symbole für bestimmte Tiere. Von diesen Zeichen bis zu den Buchstaben, ist es sicherlich ein weiter Weg. Aber sie sind ein Anfang. Auch wenn es vielleicht kein literarisches Gen gibt, ist Schreiben doch das Ergebnis eines angeborenen Bedürfnisses. Es geht zurück auf unseren Zwang, die Welt um uns herum zum Ausdruck zu bringen und sie dadurch mit Bedeutung zu füllen. Das gleiche gilt auch für die Literatur.
Bürokratie und Text