Kühlschrankkater (29.12.06)

Ich mache mir nichts aus Autos, auch gesellschaftliche Ereignisse lassen mich weitgehend kalt und in der Regel kleide ich mich schäbig, weil ich es einfach nicht einsehe für eine Hose mehr als fünfzehn Euro zu bezahlen. Kürzlich fand ich mich sogar in einer Filiale einer Billigbekleidungskette wieder und war gerade dabei eine Hose für nur fünf Euro zu erwerben. Im letzten Augenblick hat mich meine Liebe zurückgehalten. Zum Glück, denn irgendwo muss Schluss sein. Ich investiere mein sehr bescheidenes Vermögen lieber in Lebensmittel und kann ohne Reue den Monatslohn eines osteuropäischen Handwerkers an der Käsetheke ausgeben.
Aber dieses Mal war ich zu weit gegangen. Im vorweihnachtlichen Kaufrausch hatte ich mich von den Verheißungen der Feinkostabteilung derart blenden lassen, dass der Kühlschrank selbst drei Tage nach dem Fest noch Mühe hatte seinen Zweck zu erfüllen. Nur auf der höchsten Stufe gelang es ihm noch seinen Dienst zu verrichten. Es war nicht zu übersehen. Ein nicht geringer Teil der Lebensmittel würde verderben. Egal wie sehr sich meine Liebe und ich auch weiterhin anstrengen würden. Wir hätten keine Chance. Sogar die Nachbarn haben wir schon um Hilfe gebeten. Aber auch in ihren Mägen und Kühlschränken war kaum noch Platz für das, was wir anzubieten hatten. Auch gelang es ihnen nicht, dem Rohmilchkäses und seinem Duft die gleiche Begeisterung entgegen zu bringen, wie ich es tue. Einige der Kostbarkeiten werden also unentrinnbar im Biomüll enden.
Es gibt nur ein Problem bei der ganzen Sache: Ich kann keine Lebensmittel wegwerfen. Die etwas ruppige Erziehung meiner Mutter hat in diesem Punkt ihre Wirkung nicht verfehlt. Wann immer etwas schlecht zu werden droht, fasse ich mir ein Herz und esse es kurzerhand auf. Auch Spuren von Schimmel oder Fäulnis können mich meistes nicht abhalten, denn ich bin auf dem Lande groß geworden. Und wenn ich nun den Inhalt des Kühlschranks betrachte, bin ich nicht sicher, ob es mir gelingen wird, meine Erziehung hinter mir zu lassen und die nächsten Tage ohne Lebensmittelvergiftung zu überstehen.
Das Nein zum Konsum