Eine kurze Geschichte meiner Welt in sehr kleinen Teilen.

Der Roman


Gott ist kein Zigarettenautomat Matthias Gerhards
Knaus Verlag 2013
ISBN: 978-3-8135-0550-4

Die Presse:
“eine beachtliche, stilsichere und höchst unterhaltsame Schelmen-, Underdog- und Coming-of-Age-Geschichte”
FAZ 10.12.13

"Bücher die der Verlag als witzig anpreist, sind es meistens nicht. Dieses schon."
Playboy Okt. 13

"ein herzergreifend poetisches Buch, ohne schnulzig zu sein... ein witziges Buch, ohne flach oder geschmacklos zu sein."
www.stagecat.de

"Ein beeindruckender, ergreifender, dichter Coming-of-Age Roman, der die 80er Jahre aufleben lässt..." Evangelisches Literaturportal Jan 2014

Weinachten, Lügen und schwere Arbeit

Weihnachten ist das Fest der Liebe.
Das ist war. Man bedarf ihrer, um
sich anschließend wieder zu versöhnen.


weihnachtsmann_todDieses Mal hatte das Unglück schon bei der Frage des Austragungsortes begonnen. Bisher haben meine Liebe und ich den heiligen Abend friedlich bei unseren Familien verbracht. Aber dieses Mal wollten wir unter allen Umständen zusammen feiern, schließlich haben wir schon ein ganzes und ein halbes Kind, das ich aus meiner Vergangenheit mitgebracht habe. Damit sind wir eine Keimzelle der Gesellschaft. Aus diesem edlen Gedanken, entstand die Idee, welche das Unglück gebar. Sie lautete: Wir organisieren eine gemeinsame Feier für beide Familien. Die Frage war nur wo?

Die alljährliche Feier meines Familienzweiges besteht zwar aus dem üblichen Festgelage, kommt aber ohne Zucker und Weißmehl aus. Denn meine Mutter gehört zu den Vorreitern der Ökobewegung und ist auch mit Siebzig nicht bereit, von ihren Grundsätzen abzuweichen. Es gelingt ihr mühelos eine Schokoladencreme nur aus Kakaopulver und Johannisbrotkernmehl zuzubereiten. Auf die Frage: „Hast du wenigstens diesmal Zucker hinein getan?“ antwortete sie: „Das ist auch so süß genug. Das ganze süße Zeug ist sowieso ungesund.“

Jedenfalls schied mein Geburtshaus als Veranstaltungsort aus, weil meine Liebe und ihre Eltern nicht auf ein traditionelles Weihnachtsfest verzichten mochten. Nach dieser Entscheidung konnte meine Familie wiederum unmöglich das Fest in den Räumlichkeiten der gegnerischen Partei begehen. Die Traditionen hatten sich gegenseitig ausgespielt.

Eine zusätzliche Schwierigkeit bestand nun darin, dass ich nicht einfach den heiligen Abend bei meiner Liebe und deren Eltern verbringen konnte. Meine Mutter hätte eine solche Kränkung nur schwer überwunden und Sätze wie diesen geäußert: „Natürlich darfst du selbst bestimmen, mit wem Weihnachten feiern möchtest! Ich habe euch immer zur Selbstständigkeit erzogen.“ Dann folgt Schweigen.

Es blieb nur eine Lösung: Wir feiern bei uns. Ganz einfach. Niemand wird sich benachteiligt fühlen, weil das Ganze auf neutralem Boden stattfindet. Darüber hinaus hatten wir auch schließlich die Idee. Die Eltern meiner Liebe waren sofort begeistert. Ich koche gerne auch für größere Gesellschaften und so stand einem großen Vereinigungsfest eigentlich nichts im Wege.

Aber die Verhandlungen mit meiner Familie waren schwieriger als erwartet. Mein mittlerer Bruder gab zu bedenken, dass er die Anderen gar nicht kenne. Außerdem sei es das erste Mal, dass man woanders feiere. Meine Schwägerin warf ein, dass ihr Sohn aus erster Ehe auch komme wolle und er sei noch niemals bei uns gewesen und kenne deshalb den Weg nicht. Der erwähnte Sohn ist Mitte zwanzig und verfügt über ein eigenes Auto. Mein ältester Bruder wiederum maulte, dass er nichts trinken könne, wenn er mit dem Auto führe. Das war richtig. Der Weg sei ohnehin eigentlich zu weit, schob er hinterher. Und auf der A3 gebe es bestimmt an Weihnachten einen Stau. Allein meine Mutter war erstaunlicherweise begeistert von der Idee.

Am Ende haben wir das Weihnachtsfest in unserer Wohnung ausgerichtet. Gekommen sind allerdings nur die Eltern meiner Liebe. Ich hatte für 200 € Lebensmittel eingekauft. Trüffel und Perlhuhn sind mir nun, wegen ihrer schieren Menge für immer verleidet. Ich kann einfach keine Lebensmittel wegwerfen. Außerdem musste ich alle Vorbereitungen allein bewältigen, weil meine Mutter natürlich ausfiel, die ich bereits als feste Größe eingeplant hatte. Aus dem gleichen Grund war ich natürlich auch gezwungen die Aufräumarbeiten allein zu übernehmen. Dafür weiß ich jetzt endlich, warum meine Mutter so begeistert von der Idee war, Weihnachten nicht in ihrem Haus zu feiern.
Matthias Gerhards 26. Dez, 23:27 | 6 Kommentare - Kommentar verfassen
toxea - 27. Dez, 09:35

War das Fest

denn wenigstens auch ein bisschen nett? Ich hoffe es, wenn auch Ihre Beschreibung nicht so klingt, als wollten Sie dieses Unternehmen wiederholen....
antworten

Matthias Gerhards - 27. Dez, 22:12

Ja, der Rest war ausnehmend schön und wir haben beschlossen, dass es im nächsten Jahr keine Fresserei und keine Geschenke gibt(außer für die Kinder), sondern einfach drei Tage frei.
7an - 27. Dez, 12:50

wie krass. und auch schade, wenn sich manche nicht mal an weihnachten überwinden können. individuelle weihnachten scheinen im trend zu liegen.
antworten

Matthias Gerhards - 27. Dez, 22:15

Na ja, ich übertreibe manchmal ein bisschen. Aber es war ein Kampf der Traditionen. Keine der beiden Familien war bereit ihre angestammte Gewohnheiten aufzugeben. Aber im nächsten Jahr wir alles anders. Wir feiern alleine!
Anette (Gast) - 28. Dez, 12:49

typisch

eine sehr schöne Schilderung des typischen Konflikts, wenn eine neue Familienzelle es wirklich wagt, sich selbständig zu machen...
antworten

Matthias Gerhards - 28. Dez, 14:47

Ich hätte nicht gedacht, dass das so problematisch wird. Vor allem bei meiner eigenen Fasmilie, die eigentlich immer sehr entspannt in solchen Dingen ist. Aber die Macht der Gewohnheit schein stärker zu sein als man denkt.

famose letzte worte

Frau mit gans
also kleine kaff ist etwas hart mülheim an der ruhr...
Sascha (Gast) - 16. Apr, 13:59
Auf jeden Fall ist es...
Auf jeden Fall ist es eine Leistung sich da hinzustellen...
Matthias Gerhards - 31. Jan, 14:26
Dass die junge Dame nicht...
Dass die junge Dame nicht das perfekte Lösungsangebot...
iGing - 25. Jan, 18:59

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