Der wahre Pinocchio (von Carlo Collodi)
Heute habe ich damit begonnen, meinem Sohn die ersten Folgen von Pinocchios Abenteuern vorzulesen. Nicht eine der vielen unnötigen Bearbeitungen, sondern das (übersetzte) Original. Anders als die tränendrüsigen, rührseligen oder pädagogisch verharmlosten Zusammenfassungen, die man meist zu lesen bekommt, ist Collodis Text burlesk, rau, grausam und wirklich witzig. Was man von den deutschen Kinderbuchvarianten nicht behaupten kann. Es erinnert mich an ein Straßentheaterstück, dass ich eines nachts auf meiner ersten Italienreise in Castellina Chianti gesehen habe. Es war voll von debilem Humor, den man nur mit viel Großzügigkeit als Slapstick durchgehen lassen konnte, aber tragisch und schreiend komisch. Pinocchio ist ganz ähnlich. Mein Sohn jedenfalls hat sehr gelacht. Aber das Buch hat auch eine gesellschaftliche und eine emotionale Dimension. Es zeigt, wie weit man es mit Einfältigkeit und Frechheit bringen kann und dass am Ende nur dann alles gut wird, wenn man die richtige Fee hat.