Fernsehen in der Fremde (Sendung vom 18.05.06)
In der Wärme des sizilianischen Frühlingsabends tue ich, wozu ich sonst niemals Zeit habe: Ich schaue mir die Primetime Unterhaltung auf einem öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal an. Jörg Pilava moderiert die Show: ‚Wie alt sind sie wirklich’. Dort geben Prominente ihr natürliches Alter preis und sollen im Laufe der Sendung ihr tatsächliches Alter erfahren. Zuerst dachte ich, es handele sich um eine Art Quizsendung, in der es um Jungendkultur, aktuelle Politik und Sportereignisse geht, bei der die anwesenden Probanden preisgeben müssen, wie wenig sie von der Realität der deutschen Jugend eigentlich mitbekommen und wie alt sie in Wirklichkeit im Kopf sind. Gemeint ist damit das Gehirn, also jener Denkapparat über den Augenbrauen!
Aber es ging nicht um Kultur, es ging um Anti-Aging, um die Kunst mit einem gesunden Lebenswandel möglichst lange jung auszusehen. Ziel des Spiels war es, die Lebensgewohnheiten der anwesenden dritten Prominentengarde zu erforschen und deren Tauglichkeit auf möglichst lange Jugendlichkeit zu prüfen. Mit von der Partie waren: Ulla Lalla Schmidt (die Gesundheitsministerin des Bundes), Jürgen Vogel (ein Schauspieler), eine Serientusse, deren Name ich vergessen habe, einer von den Wildecker Herzbuben und Jan Josef Liefers (angeblich auch ein Schauspieler) und der unverwüstliche Mike Krüger. Dazu gab es einen Anti-Aging Experten, der nicht wusste, dass er eigentlich schwul ist und es vermutlich auch nie erfahren wird, weil das Wissen eben die Benutzung des Gehirns zwingend voraussetzt, der aber in den Monaten nach der Sendung bestimmt seine zweite Millionen machen wird und sich dann für den Rest seines Lebens wundert, warum er reich ist, aber trotzdem keine Sex hat.
Nachdem ich meine Fassung halbwegs wieder gefunden hatte, fiel mir dazu nur ein Zitat von Eckhard Henscheid ein: „Hallo? Ist da wer Zuhause im Oberstübchen?“
Eine Ministerin und mindestens ein halbwegs guter Schauspieler setzen sich in eine Show, in der es ernsthaft darum geht, wie die Rentner, aus denen bald das ganze Land besteht, noch länger frisch aussehen, der Rentenkasse auf der Tasche liegen und den wenigen Jungendlichen auch noch ihr Aussehen streitig machen. Mit einer solchen Elterngeneration, ist Drogensucht doch eine unvermeidliche Reaktion auf den Alltag. Sind wir total verblödet? Merken wir überhaupt noch irgendetwas? Wundern wir uns noch, dass unsere Schüler glauben, dass die Stringtheorie die Lehre von der Harmonie der Saiteninstrumente ist und Goethes Räuber eine Ballade von einem schnauzbärtigen Typen, der so ähnlich heißt wie Brunnen... Genau Fontane! Nein, wir wundern uns nicht mehr, weil zwischen der Lektüre der neusten Ergebnisse der Anti-Aging-Forschung, den aktuellen Elektrogurkenmassagen zur besseren Durchblutung jener Schleimhaut, auf die ich an dieser Stelle auf Gründen der Pietät nicht näher eingehen will und dem letzten Wellnessurlaub unter dem Sauerstoffzelt in Bad Berleburg, bleibt irgendwie keine Zeit mehr, um mit dem Nachwuchs die ermüdenden Kämpfe auszufechten, die zum Erwachsenwerden störenderweise dazugehören. Außerdem fördern Aggression und Stress die Faltenbildung fast so stark wie Rauchen und Kinderkriegen im Allgemeinen. Und nicht zuletzt lassen die lieben Kleine einen sowieso immer alt aussehen, vor allem wenn sie helle im Kopf und anständig geraten sind.
Aber es ging nicht um Kultur, es ging um Anti-Aging, um die Kunst mit einem gesunden Lebenswandel möglichst lange jung auszusehen. Ziel des Spiels war es, die Lebensgewohnheiten der anwesenden dritten Prominentengarde zu erforschen und deren Tauglichkeit auf möglichst lange Jugendlichkeit zu prüfen. Mit von der Partie waren: Ulla Lalla Schmidt (die Gesundheitsministerin des Bundes), Jürgen Vogel (ein Schauspieler), eine Serientusse, deren Name ich vergessen habe, einer von den Wildecker Herzbuben und Jan Josef Liefers (angeblich auch ein Schauspieler) und der unverwüstliche Mike Krüger. Dazu gab es einen Anti-Aging Experten, der nicht wusste, dass er eigentlich schwul ist und es vermutlich auch nie erfahren wird, weil das Wissen eben die Benutzung des Gehirns zwingend voraussetzt, der aber in den Monaten nach der Sendung bestimmt seine zweite Millionen machen wird und sich dann für den Rest seines Lebens wundert, warum er reich ist, aber trotzdem keine Sex hat.
Nachdem ich meine Fassung halbwegs wieder gefunden hatte, fiel mir dazu nur ein Zitat von Eckhard Henscheid ein: „Hallo? Ist da wer Zuhause im Oberstübchen?“
Eine Ministerin und mindestens ein halbwegs guter Schauspieler setzen sich in eine Show, in der es ernsthaft darum geht, wie die Rentner, aus denen bald das ganze Land besteht, noch länger frisch aussehen, der Rentenkasse auf der Tasche liegen und den wenigen Jungendlichen auch noch ihr Aussehen streitig machen. Mit einer solchen Elterngeneration, ist Drogensucht doch eine unvermeidliche Reaktion auf den Alltag. Sind wir total verblödet? Merken wir überhaupt noch irgendetwas? Wundern wir uns noch, dass unsere Schüler glauben, dass die Stringtheorie die Lehre von der Harmonie der Saiteninstrumente ist und Goethes Räuber eine Ballade von einem schnauzbärtigen Typen, der so ähnlich heißt wie Brunnen... Genau Fontane! Nein, wir wundern uns nicht mehr, weil zwischen der Lektüre der neusten Ergebnisse der Anti-Aging-Forschung, den aktuellen Elektrogurkenmassagen zur besseren Durchblutung jener Schleimhaut, auf die ich an dieser Stelle auf Gründen der Pietät nicht näher eingehen will und dem letzten Wellnessurlaub unter dem Sauerstoffzelt in Bad Berleburg, bleibt irgendwie keine Zeit mehr, um mit dem Nachwuchs die ermüdenden Kämpfe auszufechten, die zum Erwachsenwerden störenderweise dazugehören. Außerdem fördern Aggression und Stress die Faltenbildung fast so stark wie Rauchen und Kinderkriegen im Allgemeinen. Und nicht zuletzt lassen die lieben Kleine einen sowieso immer alt aussehen, vor allem wenn sie helle im Kopf und anständig geraten sind.
Da schau mer doch lieber die Fußball WM, oder? Neben Rudi Völler sehen wir alle aus wie junges Gemüse.