Maiterror (01.05.2006)
Ich weigere mich über den Mai zu schreiben. Er ist ein kitschiges Wackelbild ohne Schnee. Mit seinem weich gezeichneten Licht, das in billigen Kalendern nicht schlechter abgelichtet werden könnte, erzeugt er nichts als Allerweltsgefühle. Der Gesang seiner Lerchen, die orgelnde Rückkehr der Gänse, sogar die Amseln sind eine einzige Ausgeburt seines schlechten Geschmacks. Von den Menschen und ihren Gefühlen möchte ich ganz schweigen, denn man kann keine Zeile über ihn schreiben ohne in jenes Schwärmen zu verfallen, bei dem man sich selber nicht zuhören mag. Das Einzige was man tun kann, ist seine Nachmittagsluft in einer unbeschrifteten Schachtel einzufangen und sie aufzuheben und zu vergessen. Dann könnte man sie wieder entdecken, wenn im staubigen Licht des Septembers der Dachboden entrümpelt wird oder der Keller. Dann wäre er eine Erinnerung, bei der man einen Augenblick lang verweilt, um sie schließlich für sich zu behalten.
Mir fällt dazu der Film Matrix ein, wo Wirklichkeit und Simulation beinahe untrennbar sind. Allerdings hat mich das damals nicht überrascht, denn ich saß bereits "breit" im Kino - oh, oh.