Warum bin ich ich? (12.04.05)
Als Kind fand ich es immer sehr seltsam ich zu sein. In vielen Nächten, in denen ich nicht schlafen konnten, weil die Dunkelheit zu undurchdringlich oder die Regenfüße auf unserem Dach zu laut waren, fragte ich mich, warum ich gerade in diesem Körper geboren worden war und nicht in einem Anderen? Beständig beschlich mich das Gefühl, dass ich morgen in einem anderen, in einem schöneren oder in einem viel unglücklicheren Leben erwachen könnte. Alles was ich bislang als meine Erinnerung betrachtet hatte, die Hände meiner Mutter, der Kuss der Nachbarin und den Nachmittag, den wir einander in die Augen blickend auf dem Bett verbrachten, wäre dann nur ein Traum aus einem fremden Leben gewesen. Vielleicht würde ich als Kind eines Bauern am Rande der großen Wüste Gobi aufwachen oder als Grubenkind in den Goldminen von Arequipa hoch oben in den unerbittlichen Bergen der Anden.
Doch es war nicht so. Ich erwachte jeden Morgen im gleichen Bett, in der gleichen dörflichen Einfalt und blieb das vergessene Kind eines Schafzüchters. Aber wer war dieses ich, das jeden Morgen erwachte? Dies war die einzige Frage, die mich wirklich interessierte, die ich in der Literatur zu suchen begann und später in der Philosophie, der Physik und dem Geld, das ich verdiente. Jedoch fand ich weder einen Menschen, der in der Lage war sie zu verstehen, noch bekam ich jemals eine Antwort darauf. Ich blieb immer ein Fremder in meinem eigenen Leben, ein Beobachter meines eigenen Daseins.
Später überkam mich oft das Bedürfnis, meine Existenz abzustreifen wie die alte Haut einer Schlange und alles was ich getan hatte ungeschehen zu machen und mich aufzulösen ohne eine Spur zurück zu lassen. Aber heute weiß ich, dass auch meine Abwesendheit eine Spur ist, die ich im Leben der Menschen hinterlasse, die mich lieben. Ich bin das, was die Anderen vermissen, wenn ich nicht da bin.
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Doch es war nicht so. Ich erwachte jeden Morgen im gleichen Bett, in der gleichen dörflichen Einfalt und blieb das vergessene Kind eines Schafzüchters. Aber wer war dieses ich, das jeden Morgen erwachte? Dies war die einzige Frage, die mich wirklich interessierte, die ich in der Literatur zu suchen begann und später in der Philosophie, der Physik und dem Geld, das ich verdiente. Jedoch fand ich weder einen Menschen, der in der Lage war sie zu verstehen, noch bekam ich jemals eine Antwort darauf. Ich blieb immer ein Fremder in meinem eigenen Leben, ein Beobachter meines eigenen Daseins.
Später überkam mich oft das Bedürfnis, meine Existenz abzustreifen wie die alte Haut einer Schlange und alles was ich getan hatte ungeschehen zu machen und mich aufzulösen ohne eine Spur zurück zu lassen. Aber heute weiß ich, dass auch meine Abwesendheit eine Spur ist, die ich im Leben der Menschen hinterlasse, die mich lieben. Ich bin das, was die Anderen vermissen, wenn ich nicht da bin.
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